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Interreligiöse Gesprächsrunde:Wie Religionen klingen

Gemeinsam mit dem "Kunst- und Bildungsforum Bonn-Rhein-Sieg e. V." (Kubifo) veranstaltet das KSI regelmäßig das Format "Interreligiöse Gesprächsrunde". Am 14. Mai 2024 ging es um das Thema "Musik in den Religionen".
Spieltisch der historischen Klais-Orgel in St. Elisabeth Bonn
Datum:
27. Mai 2024
Von:
Andreas Kaul

von Ralf Pütz

Geistliche Musik kann heutzutage nur noch wenige begeistern. Ein hochkarätiges Orgelkonzert geht vielleicht noch. Der oftmals mit wenig Inbrunst vorgetragene Gesang im Sonntagsgottesdienst lässt die Herzen aber nicht gerade höherschlagen.
Mal angenommen, wir würden nicht die allseits bekannten Kirchenlieder spielen, sondern ganz andere, fremde Klänge zu hören bekommen. Was würde das mit dem Kirchenvolk machen? Würden sie es als plumpen Versuch entlarven, durch Abwechslung Interesse zu wecken, wie bei einem Rockgottesdienst mit schrebbelnden E-Gitarren?  Nein. Wenn wir die Musik in der Religion wieder als das verstehen, was sie ihrem tiefsten Wesen nach ist: eine Sprache. Und für alle Religionen hat diese Sprache eine sehr besondere Bedeutung. 
In seiner Reihe der Interreligiösen Gespräche widmete sich das Katholisch-Soziale Institut am 14. Mai dem Thema „Musik in den Religionen“. Vortragende und Teilnehmende zeigten sehr lebendig die vielfältigen musikalischen Traditionen und ihre Entwicklungen in Christentum und Islam. KSI-Referent André Schröder spann hörbar einen Bogen vom Gregorianischen Choral über Oratorien und Requiems bis hin zur christlichen Popmusik. Cornelia Quadflieg ergänzte um die evangelische Perspektive, die stark durch die Musik von Paul Gerhardt und neue geistliche Lieder geprägt ist. Sie beschrieb, wie bereits für Kinder mit Bewegungsliedern religiöse Inhalte ganz anders erfahrbar werden. Frau Güzün Cam vom Kunst- und Bildungsforum Bonn-Rhein-Sieg vermittelte die Vielfalt der Musik im Islam am Beispiel der Altorientalischen Musiktherapie, die ihre Wurzeln in der jahrtausendalten Geschichte des Orients hat. Die dabei zum Einsatz kommende Rohrflöte „Ney“ symbolisiert den Lebensatem, der dem Menschen durch Gott eingehaucht wurde. Die Teilnehmenden konnten einigen live vorgetragenen Stücken lauschen und so selbst erfahren, für welche therapeutischen Zwecke welche Spielweisen zum Einsatz kommen.  Auch der Tanz der Sufi-Derwische ist voller religiöser Symbolik und strahlt eine eigene Faszination aus. Eine besondere Bedeutung kommt dem Zikr, dem melodischen, wiederholten Aufsagen der Gottesnamen und Gebete, zu.
In all diesen Beispielen wurde den Teilnehmenden deutlich, dass Musik ausgedrückte Glaubenserfahrung und universelle Sprache ist. Sie eröffnet Möglichkeiten, die es wieder zu entdecken lohnt.